Berliner Morgenpost
Ressort Bezirke aus der Morgenpost vom Mittwoch, 19 Januar 2005

Waldekiez: Angst vor Luxussanierung

Kreuzberg: Wie Mieter Bewoge-Bauten übernehmen wollen

"Wir bleiben alle" verkünden bereits seit Monaten Aushänge zwischen Waldemar-, Adalbert- und Manteuffelstraße vom Willen der Bewohner, weiter in ihrem Waldekiez wohnen zu wollen. Da die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Bewoge 23 Häuser verkaufen will, haben die Mieter der 292 Wohnungen Angst vor Luxusmodernisierung und Vertreibung. Die Betroffenengemeinschaft Waldekiez e. V. hat jetzt ein Konzept entwickelt, von dem sich viele Mieter Rettung versprechen: Danach soll das Land die 23 Häuser für etwa 12 Millionen Euro kaufen und die Gebäude einer eigens gegründeten Stiftung übertragen. Die Stiftung wiederum beleiht die Häuser und zahlt davon sofort zunächst 50 Prozent der Kaufsumme an das Land zurück. Die restlichen 6 Millionen werden dann langfristig durch die Mieten abgezahlt. Mehr als die Hälfte der Haushalte hier im Waldekiez muß von einem deutlich geringeren Einkommen leben als der Berliner Durchschnitt, der bei 1000 Euro monatlich liegt", sagt Thomas Krüger. Der Sprecher der Betroffenengemeinschaft sieht deshalb in dem vorgelegten Finanzierungsmodell die einzige Möglichkeit, der "drohenden Vertreibung durch Privatisierung" etwas entgegenzusetzen. "Ein genossenschaftliches Modell, wie es der vom Land eingesetzte Berater den Mietern vorschlägt, setzt Eigenkapital voraus, was hier kaum jemand hat", sagt Krüger.

Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gibt man sich indes noch zurückhaltend. "Das Anliegen der Anwohner ist verständlich, aber wir müssen erst prüfen, ob das wirtschaftlich ist", bestätigte gestern Sprecherin Petra Rohland.

Nicht auf die Stiftungsidee, sondern vielmehr auf Kauf setzen unterdessen fünf Künstler, die teilweise bereits seit 35 Jahren in einem einstigen Industriegebäude an der Adalbertstraße 82 leben und arbeiten. "Wir wollen das Haus kaufen", sagt Bildhauer Volker Dierkes.

sg